LECHHEIDE SATT

Die Schaezler-Wiese, Juwel im Lechtal

Es ist Ende Juni und die hochstehende Sonne brennt heiß auf die offene Wiesenfläche. Auf einem schmalen Pfad durchschreiten wir ein kniehohes Meer bunter Blumen. Bei jedem Schritt flattern Dutzende kleiner blauer Schmetterlinge aufgeschreckt davon. Die Schaezler-Wiese liegt, auf drei Seiten von Hecken abgeschirmt, wie ein aus der Zeit gefallenes Juwel inmitten der Mais- und Getreideäcker des Lechtals.

Wie die Kissinger Heide gehört auch die nur etwa anderthalb Hektargroße Schaezler-Wiese zu den Reliktflächen der einstmals großflächigen Flussschotterheiden im Lechtal. Schon früh wurde der wissenschaftliche Wert, ihre Seltenheit, Eigenart und Schönheit erkannt und eine Unterschutzstellung als Naturdenkmal erreicht. Durch die außerordentliche Fülle seltener und attraktiver Pflanzenarten wechseln im Sommer fast wöchentlich die Blühaspekte.

Eine Brücke fürs Inselbiotop

Ihre inzwischen isolierte Lage und Kleinflächigkeit macht sie aber zum Inselbiotop. Im Verbund mit Arten wechselfeuchter Pfeifengraswiesen verwandeln Magerrasenarten die Wiese im Sommer in ein überwältigendes Blütenmeer. Letztere können sich nur auf nährstoffarmen Schotterböden gegen die sonst wuchsstärkere Konkurrenz behaupten. Die umgebende Ackerlandschaft stellt für sie somit eine unüberwindbare Barriere dar und verhindert einen Austausch mit anderen Heideflächen, zum Beispiel im Lechauwald.

Um dies wieder zu ermöglichen, wurde ein an die Schaezler-Wiese angrenzendes Flurstück als Ökokontofläche der Gemeinde Affing für den Biotopverbund gewonnen. Zunächst wurde der nährstoffreiche Oberboden abgetragen, anschließend Mähgut anderer Heideflächen aufgebracht. Oft ruhen aber im schottrigen Boden selbst seit Jahrzehnten Samen von Heidepflanzen, die nur auf ihre Chance warten, um wieder zu keimen. Schon nach wenigen Jahren finden sich hier typische Heidearten wie Gold- und Silberdistel, Kreuz-Enzian, Thymian oder Wilder Majoran. Auf freiwilliger Basis sollen nun weitere Grundstücke für den Biotopverbund zum Lechauwald erworben und umgestaltet werden.  

Die regelmäßige spätsommerliche bis herbstliche Mahd durch den Arbeitskreis Heimische Orchideen Bayern e.V. unter der Obhut des Landschaftspflegeverbands und der Ortsgruppe Lechrain des Bund Naturschutz hat wesentlich zum guten Erhaltungszustand der Fläche beigetragen.

Titelbild: Im Juni bedeckt ein bunter Blütenflor die Schaezler-Wiese, u. a. Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium) und Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea).

Bild oben: Ein Bläuling zu Gast auf Klebrigem Lein (Linum viscosum)

Bild Mitte-oben: Die Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris)

Bild Mitte-unten: Bläuling auf Ochsenauge

Bild unten: Die Blüten der Sibirischen Schwertlilie (Iris sibirica). Alle Fotos: Stefan Gerstorfer