WETTERSCHUTZ UND LANDMARKE

Alleen im Wittelsbacher Land

Wer wie ehedem eine Strecke über Land per pedes oder mit dem Rad zurücklegt, weiß die Vorzüge einer Allee schnell zu schätzen. Das Kronendach schützt vor Sonne und Wind. In weithin offenen Landschaftsräumen verbessern Alleen auch die Orientierung, etwa im Winter bei Schneelagen. Sie vermindern die Auswirkungen von Verwehungen und erleichtern das Abschätzen von Entfernungen und Höhen.

Wie kaum ein anderes Stilmittel prägten Alleen die Gartenkunst des Barock. Entsprechend dem absolutistischen Herrschaftsanspruch erfolgte, ausgehend von großen Schlossgärten, die Anlage axialer baumbestandener Wege in die Landschaft. Zwar gab es bereits in der Renaissance baumbestandene Straßenränder, vor allem im ländlichen Raum. Dabei standen jedoch keine gestalterischen Aspekte, sondern der Nutzen der Bäume im Vordergrund.

Typische Alleebäume sind Linde, Buche, Stiel-Eiche und Ahorn, aber auch Esche und diverse Obstäume, im innerstädtischen Raum auch Platane, Rosskastanie und Pyramidenpappel. Die Wahl der Baumart ist dabei abhängig von der zugedachten Funktion und ästhetischen Wirkung. An herrschaftlichen Straßen pflanzte man vermehrt Kastanien oder Linden, an Feldwegen aus praktischen Erwägungen heraus auch Obstbäume. Die durch-gängige Verwendung von nur einer Baumart war dabei keineswegs zwingend. Vielmehr war der unregelmäßige Wechsel mehrerer Baumarten, auch zur Höhenstaffelung, durchaus üblich.

Hier lässt sich‘s noch im Schatten wandeln

Die Birkenallee bei Seeanger wird dem typischen Erscheinungsbild des Donaumooses gerecht. Dem Einsatz ortsansässiger Naturschützer ist es zu verdanken, dass sie nicht einer geplanten Straßenverbreiterung zum Opfer gefallen ist.

Vom Schlosspark in Affing ausgehend, begleitet eine circa 500 Meter lange zweireihige Eschenallee einen für Fußgänger und Radfahrer nutzbaren Feldweg in östliche Richtung.

Die katholische Wallfahrtskapelle Maria Alber (Alber=Weiden- oder Pappelbaum)  bei Friedberg wurde Ende des 17. Jahrhunderts auf freiem Feld am Fußweg nach Augsburg begründet. Eine etwa 800 Meter lange Allee beidseits des Weges vermittelt heute noch etwas von der damaligen Ruhe und Erhabenheit, wenngleich sie schon längst von moderner Bebauung umschlossen ist.

Östlich des Schlosses Scherneck stoßen wir auf ein kulturlandschaftlich interessantes Ensemble. Den Kern der Anlage bildet ein alter Obstbaumgarten. Dreiseitig umschlossen wird der Platz von einer Doppelallee altehrwürdiger Linden, teils auch Buchen, welche den Übergang zur bewaldeten Hanglage bilden.

Mit annähernd zwei Kilometern Länge ist die Eichenallee von Oberwittelsbach nach Aichach die wohl längste, wenn auch stellenweise stark lückige Allee im Wittelsbacher Land.

Einst repräsentative Zufahrt, inzwischen vom Verkehr abgeschnitten - Die alte Ahornallee zum Gut Lindenau leuchtet im Herbst in warmen Gelb- und Rottönen.

Titelbild: Ahornallee zum Gut Lindenau

Bild oben: Birkenallee bei Seeanger

Bild Mitte-oben: Eschenallee beim Schlosspark in Affing

Bild Mitte-unten: Linden-/Buchenallee bei Schloss Scherneck

Bild unten: Eichenallee von Aichach nach Oberwittelsbach. Alle Fotos: Stefan Gerstorfer