Das heutige Lechtal ist geologisch betrachtet recht jung. Es ist das jüngste Glied jener ausgeprägten Terrassenlandschaft, welche von den gigantischen Schmelzwasserabflüssen der verschiedenen Vorlandgletschersysteme und ihren warm-zeitlichen Pendants während des Eiszeitalters geformt wurde. Das Lechtal lag seit der vorletzten großen Vereisung (Riß-Eiszeit) im Nahtbereich des Iller-Wertach-Lech-Gletschers mit der Schongauer Zunge und des Isar-Loisach-Gletschers mit der Ammerseezunge.
Das Zusammenspiel beider Gletschersysteme schuf während der letzten Würm-Eiszeit eine markante Terrassenabfolge, deren Ausbildung sich in der Nacheiszeit fortsetzte. Dabei hat der Lech auf seinem Weg nach Norden ganz unterschiedliche Talquerschnitte modelliert. Im Unteren Lechtal formen nahezu höhengleiche, nebeneinander liegende und flusswärts immer jünger werdende Reihenterrassen den Talraum. Zwei würmzeitliche Niederterrassen und bis zu zehn holozäne Terrassen können hier unterschieden werden.
Nach dem Ende der letzten Eiszeit reduzierten sich Abfluss und Sedimentfracht des Lechs erheblich. Aufgrund des alpinen Einzugsgebietes und des relativ starken Gefälles kam es jedoch zu starken Hochwässern. Der wenig mäandrierende, eher durch ein Muster stark verzweigter Rinnen geprägte Fluss tiefte sich in den kiesigen Untergrund ein. Dabei räumte er große Teile der zuvor aufgeschotterten Niederterrassen wieder aus. Im Naturraum blieben diese Terrassen daher nur noch lokal und kleinflächig erhalten. Periodische Hochwasserereignisse führten aber nicht nur zu häufigen und kurzfristigen Wechseln im Gewässerverlauf, sondern auch zu Ablagerung und neuerlicher Terrassenbildung. Je nach Menge der Wasserführung wurden Schotter, Sand, Ton und andere Feinsedimente aufgeschüttet.
Biotopachse zwischen Alpen und Donau
In der ursprünglichen Wildflusslandschaft ließ das enge Neben-einander trockener Kiesaufschüttungen, temporärer Überschwemmungsflächen und dauerhaft vernässter Mulden ein buntes Mosaik unterschiedlicher Lebensräume entstehen. Eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren nutzten das Tal als Wander- bzw. Ausbreitungsweg zwischen dem Alpenraum im Süden sowie der Schwäbischen und Fränkischen Alb im Norden. Vor allem genügsame, wärmeliebende Arten fanden auf den von Schotter geprägten Magerstandorten eine Nische.
Durch jahrhundertelange Schafbeweidung, durch Streumahd und Holzeinschlag blieben große Bereiche der Aue dauerhaft gehölzfrei. So entstanden die Lechheiden als Element unserer Kulturlandschaft. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts trieben Wanderschäfer aus ganz Süddeutschland ihre Herden auf die Sommerweiden am Lech. Nach Aufgabe der Wanderschäferei begannen die Heideflächen zu verbuschen oder wurden aufgeforstet. Im 20. Jahrhundert wurde der Lech reguliert, um aus der Wasserkraft Energie zu gewinnen und die Siedlungen im Talraum vor Hochwasser zu schützen. Auwälder wurden gerodet, die einst mageren Heiden und Moorwiesen gedüngt sowie umgebrochen, um sie ackerbaulich nutzbar zu machen. Große Teile der Heideflächen gingen damit verloren.
Nunmehr zielen die naturschutzfachlichen Bemühungen darauf ab, die verinselten, teils kleinflächigen Heiden durch Neuschaffung von mageren Pionierstandorten zu vergrößern und durch lineare Biotopverbundstrukturen untereinander zu vernetzen.