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Das Roßmoos bei Inchenhofen

Niedermoore findet man im Wittelsbacher Land außerhalb des Paartals und des Donaumooses nur vereinzelt, und wenn, dann kleinflächig. Das Roßmoos stellt hier eine Ausnahme dar. Es ist das größte Nieder-moor innerhalb des Hügellandes. Seine Entstehung verdankt es hohen Grundwasserständen und Quellaustritten in der vom Inchenhofener Moosgraben und Schreierbach durchflossenen Niederung.

Einst lagerten hier bis zu 2,6 Meter mächtige Torfschichten. Durch Torfabbau zu Heizzwecken, zwischenzeitliche Trockenlegung und intensive landwirtschaftliche Nutzung schrumpfte der Moorkörper jedoch. Wichtige Funktionen des Niedermoors für den Landschaftshaushalt drohten vollständig verloren zu gehen.

Mitte der 1990er Jahre setzte ein Umdenken ein, Überlegungen zur Renaturierung nahmen Form an. Es wurde ein circa 300 Hektar großes Planungsgebiet definiert, welches die Niedermoorflächen sowie deren Umgriff umfasste.

Erfolgreiche Renaturierung

Alsbald wurden Maßnahmen zur Renaturierung geplant und seitens des Landschaftspflegeverbandes umgesetzt. Nach Ankauf von Flächen durch den Markt Inchenhofen sowie durch den Landkreis Aichach-Friedberg konnten erste Drainagen verschlossen sowie gebietsfremde Materialien abgetragen werden. Äcker wurden in Grünland umgewandelt und die Ufer am Moosgraben aufgeweitet. Im Jahr 1999 wurde auf einer Fläche von 30 Hektar Oberboden abgeschoben, um Feuchtmulden anzulegen. In Folge dessen siedelten sich kurzfristig sehr seltene Pionierarten an. Botaniker spürten hier Wuchsorte des Zwerg-Gauchheils, der Borstigen Moorbinse und des Braunen Zypergrases auf. Die Samen dieser Arten hatten vermutlich im Boden überdauert und so die Wiederansiedlung ermöglicht. Ob sich diese konkurrenzschwachen Arten jedoch langfristig halten können, muss sich erst noch zeigen.

Zunehmend etablieren sich typische Feuchtwiesenarten wie die Kuckucks-Lichtnelke, das Wiesen-Schaumkraut oder der Schlangen-Knöterich und drücken der Niedermoorlandschaft zur Blütezeit ihren Stempel auf. In den letzten Jahren wird auch die Ausbreitung des Breitblättrigen Knabenkrauts beobachtet, dessen Bestand mittlerweile mehrere 100 Exemplare zählt und dessen Ansiedlung vermutlich auf die Mähgutübertragung zurückzuführen ist. Die angelegten Flachwassertümpel erweisen sich als wichtige Laichgewässer für die stark gefährdete Kreuzkröte und den Kleinen Wasserfrosch. Sogar der Weißstorch dürfte wieder günstige Bedingungen zur Nahrungssuche vorfinden. Vielleicht kehren mittelfristig auch andere typische Wiesenvögel wie der Kiebitz wieder ins Roßmoos zurück.

Um einer Verbrachung entgegenzuwirken und die Artenvielfalt zu erhöhen, werden die Feuchtwiesen jährlich gemäht. Soweit möglich, werden Drainagen verschlossen, um den Grundwasserstand zu erhöhen. Zukünftig ist vorgesehen, aufkommende Gehölze zurückzudrängen und Kleingewässer anzulegen. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit bietet der Markt Inchenhofen bereits Exkursionen durch kundige Naturführer an.

Titelbild: Jahreszeitlich wechselnde Blühaspekte prägen das Bild der Moorwiesen, hier Margeriten (Leucanthemum vulgare). Foto: Stefan Gerstorfer

Bild oben: Anlage von Feuchtmulden. Foto: Stefan Gerstorfer

Bild Mitte-oben: Die Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi). Foto: Stefan Gerstorfer

Bild Mitte-unten: Die stark gefährdete Kreuzkröte. Foto: Gerhard Mayer

Bild unten: Das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis). Foto: Stefan Gerstorfer